Veröffentlicht: 24.06.2020

Blog #34: Trockenestrich von Lithotherm verlegen - Teil 1

Der Estrich eines Hauses hat die Aufgabe, einen lastabtragenden und absolut ebenen Untergrund zu bilden, auf dem der Bodenbelag aufgebracht wird. In der Regel wird Estrich aus Estrichmörtel oder Zement, Sand in einer bestimmten Korngröße und Wasser hergestellt und auf die Bodenplatte eines Gebäudes gegossen. Gerade das Glätten und das Herstellen einer absolut ebenen Fläche bedarf einiger Erfahrung, so dass man das Herstellen eines klassischen Estrichs einem Fachmann überlassen sollte.

Der Estrich hat auch die Aufgabe, zusammen mit Dämmmaterialien, Trenn- oder Sperrschichten und ggf. den Heizungsrohren eines Fußbodenheizungssystems den Bodenaufbau zu bilden. Den braucht es, um die Rohrleitungen für Frisch- und Abwasser, teilweise aber auch für die Elektrik und sonstige Installationen, aufzunehmen.

Der Vorteil eines Mörtel-Estrichs liegt darin, dass er von einem Fachmann relativ schnell und kostengünstig hergestellt werden kann. Auch ist er nach der Austrocknung - im Falle von Zementestrich - wasserbeständig, so dass bei einem möglichen Wasserschaden die Estrichmasse nicht durchtränkt wird.

Die Nachteile eines klassischen Estrichs liegen für einen Selbstbauer einerseits darin, dass er nur schwer in Eigenleistung erstellt werden kann, andererseits in seinem hohen Wassergehalt und der langen Trocknungszeit von vier bis sechs Wochen. Außerdem dürfen während der ersten drei Tage der Trocknung die Temperaturen 5 Grad nicht unterschreiten.

Da wir in unserem Haus möglichst viel selbst machen möchten, um die Kosten im Zaum zu halten, drängt es sich geradezu auf, einen Trockenestrich zu verlegen. Denn das kann in Eigenregie erfolgen, wenn man die Richtlinien des Estrich-System-Herstellers genau befolgt.

Es gibt verschiedene Formen von Trockenestrichsystemen, basierend auf Gipsfaser- oder Gipskartonplatten, OSB-Platten, Holzspanplatten, Betonestrichplatten oder Estrichplatten aus Beton-, Ton- oder Vulkangestein.

Unser Energieberater, René Kausl, der auch unseren Energieausweis erstellt hat, rät uns zu einem schweren, steinbasierten System, um die Gebäudemasse und damit auch die Speichermasse zu erhöhen. Dadurch vergrößert sich auch die Phasenverschiebung, also die Zeitspanne, die vergeht, bis sich ein Gebäude bei sommerlicher Hitze aufheizt bzw. bei winterlicher Kälte abkühlt. Siehe dazu auch Blog #28 Einblasdämmung“, wo dieser Begriff ebenfalls behandelt wird.

Nach weiteren Recherchen im Internet und Beratungen mit unserem Architekten Hans-Peter Meyer entscheiden wir uns schließlich für das Trockenestrichsystem von Lithotherm.

Das Lithotherm-System

Das Lithotherm-System besteht aus Naturstein-Formplatten aus Lavasplitt, die in Trockenbauweise über Nut und Feder verbunden schwimmend verlegt werden. Der Lavasplit stammt übrigens aus der Eifel und ist ein ökologisches und recyclingfähiges Material. Es hat eine hochgradig feuchtigkeitsregulierende Eigenschaft und trägt damit zum Wohlbefinden im Haus bei.

 

Lithotherm Formstein aus Lavsplit

Aufgrund der hohen Masse und der Wärmeleitfähigkeit des Lavasteins nimmt dieser die Wärme von der Fußbodenheizung schnell auf und gibt sie gleichmäßig an den Fußbodenbelag ab. Die Masse hat auch positive Auswirkungen auf die Schall- und Trittschallreduktion. In Kombination mit entsprechenden Systemkomponenten werden hier hervorragende Werte erzielt. Mit 4,5 cm bieten die Formplatten eine niedrige Bauhöhe, so dass der Bodenaufbau insgesamt niedriger ausfallen kann, was Kosten spart.

Der Hersteller propagiert das System explizit als geeignet für Selbstbauer - also genau das Richtige für uns. Weitere Details siehe Produktbroschüre im Downloadbereich.

Das Lithotherm-System

Lithotherm Trockenestrich-System bestehend aus Formplatte, Systemrohr, Holzprofilleiste und Randdämmstreifen. 

Zum Lithotherm-System gehört das Lithotherm Systemrohr, das exakt in die Nut der Formplatte passt. Durch den direkten Kontakt des Heizrohrs mit dem Bodenbelag benötigt das System nur eine sehr geringe Vorlauftemperatur und trotzdem ist die für Fußbodenheizungen typische „Trägheit“ des Systems deutlich verringert. Das heißt, dass sich die Regulierung der Heizung im Raum schnell bemerkbar macht. 

Für Holzböden werden die Lithotherm Holzprofilleisten angeboten, an denen Vollholzböden angenagelt oder verschraubt werden können. Wir sind ursprünglich davon ausgegangen, dass wir unseren dreischichtig aufgebauten Holzboden mit Halteklammern an den Holzprofilleisten verschrauben. Allerdings hat uns der Hersteller unserer Landhausdielen, die Fa. „Wildbrett“ in Leutasch/Tirol, davon abgeraten und uns die schwimmende Verlegung auf Vlies empfohlen. Deshalb sind in einem Teil unserer Räume Holzprofilleisten verlegt, in einem anderen Teil nicht. 


Als lastabtragende Ausgleichsschüttung empfiehlt Lithotherm CEMWOOD. 

CEMWOOD 2000 lastabtragende Ausgleichsschüttung

Die Ausgleichsschüttung übernimmt die gleiche Aufgabe wie ein Zementestrich, nämlich Unebenheiten der Bodenplatte auszugleichen.

Unebenheiten in der Bodenplatte müssen ausgeglichen werden.

Wir haben bei unserer Bodenplatte Unebenheiten von etwas mehr als einem Zentimeter gemessen, was durchaus im Toleranzbereich liegt. 

CEMWOOD lastabtragende Ausgleichsschüttung

Bei CEMWOOD handelt es sich um mineralisierte Holzspäne, die eine hochbelastbare, nicht wandernde Trockenschüttung bilden. Dabei bieten CEMWOOD-Schüttungen gleiche oder ähnliche Festigkeitswerte wie gebundene Trockenschüttungen und verhindern nachträgliche Setzungen. Sie sind direkt nach dem Abziehen begehbar. Lithotherm empfiehlt die CW 2000 Schüttung, die mittlere von drei Schüttungen mit unterschiedlichen Holzfasergrößen, die auch für große Schütthöhen von bis zu 200 mm geeignet ist. 

Die Schüttung verbessert darüber hinaus die Wärme- und die Trittschalldämmung. 

Sie ist resistent gegen Ungeziefer, Pilzbefall und Fäulnis. Bei Wasseraufnahme quillt sie nicht, schwindet aber auch nicht. Weitere Details siehe Produktbroschüre im Downloadbereich.

Eine sehr umfassende Erläuterung der bauphysikalischen Eigenschaften der CEMWOOD-Trockenschüttung haben wir hier gefunden:

https://www.gsh-holz.at/boden-wand-decke-1/cemwood-lastabtragende-beschBCttung/

 

 

Ausnivellierte Ausgleichsschüttung

Zwischen der Ausgleichsschüttung und den Formsteinen muss noch eine lastverteilende Schicht eingebaut werden. Die besteht beim Lithowood-System aus zwei Schichten von Holzweichfaserplatten, die direkt auf der abgezogenen und begradigten Schüttung verlegt werden. Die erste Schicht besteht bei unserem Bodenaufbau aus einer 2 Zentimeter starken Holzweichfaserplatte, die versetzt verlegt wird. Darauf kommt die zweite Schicht, bei uns eine 1 Zentimeter starke Holzweichfaserplatte, die wiederzum versetzt zur ersten Schicht verlegt wird. Fuge auf Fuge und Kreuzfugen sind zu vermeiden.

lastverteilende Schicht aus Holzweichfaserplatten

Je nach Bodenaufbauhöhe können auch dickere Platten verwendet werden, die die Wärmedämmung nach unten weiter verbessern. 

Es gibt also viele gute Argumente, die für ein Trockenestrich-System sprechen. Aber kein Vorteil ohne Nachteil und umgekehrt. Denn man muss fairerweise dazu sagen, dass ein solches System deutlich teurer ist, als ein herkömmlicher Estrich. Und es ist natürlich nicht wasserdicht, wie das bei einem Zementestrich der Fall ist. Sollte es doch mal zu einem Wasserschaden kommen, nehmen die Formplatten zwar Wasser auf, aber sie können herausgenommen und getrocknet werden. Die CEMWOOD-Schüttung nimmt so gut wie kein Wasser auf und kann ebenfalls getrocknet werden. Einzig die Holzweichfaserplatten müssten wahrscheinlich ersetzt werden. 

Kommt der Wassereinbruch nicht von oben, sondern von einer Leitung, die im Estrich verlegt ist, ist diese im Lithotherm-System mit einigem Aufwand erreichbar. Nach Entfernung des Oberbodens können die Heizleitungen angehoben und die Formplatten entnommen werden. Danach können die Holzweichfaserplatten und die Schüttung entnommen werden, so dass man die undichte Leitung erreicht. Einen Zementestrich müsste man mit dem Presslufthammer aufstemmen.

Vorbereitung der Schüttung

Laser-Nivelliergerät

Eines der wichtigsten Werkzeuge beim Aufbringen der Schüttung ist ein Laser-Nivelliergerät. Wir haben uns eines von Bosch im Baumarkt besorgt (ca. € 45) und definieren danach umlaufend im Raum die unterschiedlichen Niveaus für die Schüttung und für den Endboden. 

Lasermessung zur Bestimmung des Bodenniveaus

Nachdem die Niveaus für die Oberkante des Bodens und für die Oberkante der Schüttung rundumlaufend im Raum angezeichnet sind, können wir mit dem Ausnivellieren der Führungsschienen beginnen.

Führungsschienen zum Abziehen aus Alu

Als Führungsschienen zum Abziehen der Schüttung eigenen sich in der Regel am besten schmale, steife Aluprofile, … 

Auf den Holzweichfaserplatten kommt erstmals ein Hauch von Gemütlichkeit in die Hütte.
Verlegevideo

Danach kann mit dem Verlegen der Formsteine begonnen werden. Lithotherm empfiehlt, rund um die Formsteine bzw. die Lithotherm-Holzprofilleisten, einen 1 cm dicken Randdämmstreifen, den Steico Soundstrip (siehe Downloadbereich), zu verlegen. Er hat die Aufgabe, Trittschall vom Boden, den Formsteinen oder den Holzprofilleisten nicht auf die Wände zu übertragen. Der Randstreifen ist - wie so Vieles von Steico - aus Holzfasern und stellt damit eine ökologische Alternative zu Randstreifen aus PE-Material dar. 

Ein Verlegevideo von Lithotherm erläutert diesen Prozess noch einmal ganz genau und herstellerkonform:

Lithotherm Montagevideo: https://www.youtube.com/watch?v=xb1a-99Pxes&feature=emb_logo

Das Lithowood-System: https://www.youtube.com/watch?v=NH76Ab9ElGg

Lithotherm Fußbodenheizung auf Cemwood Trockenschüttung: https://www.youtube.com/watch?v=ec2ERAzzfVM

 

Im nächsten Blog-Beitrag erläutere ich das Verlegen der Formplatten, das Einlegen der Systemrohre und was dabei zu beachten ist. 

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