Wenn man ein Haus baut, dann steht in der Regel das Anlegen des Gartens auf der Prioritätenliste weiter hinten. Anders bei uns. Aufgrund der Tatsache, dass wir während der Bauphase in unserem Wohnmobil leben, spielt die eine oder andere Woche, in der wir länger im Womo „hausen“, keine Rolle. So zumindest die Sichtweise meiner lieben Edith. Denn sie hat im Winter begonnen allerlei Gemüsepflanzen von A wie Auberginen bis Z wie Zucchini auszusäen und zu kultivieren. Das führt dazu, dass unsere Baustelle zwischenzeitlich mehr wie ein Gewächs- als wie ein Wohnhaus aussieht.
Der Anfang von Edith’s „Gärtnerkarriere“.
Unser zukünftiges Schlafzimmer hat sie sich als „Frühbeet“ ausgesucht und dort zwischen Werkzeug und Maschinen, zwischen Kaffeemaschine und Umzugskisten ihre kleine Gärtnerei aus dem Boden gestampft.
Wenige Wochen später ist bereits der erste Erfolg erkennbar. Es keimt und sprießt was das Zeug hält.
Irgendwann im Frühjahr steigt dann der Wurzeldruck in den kleinen Töpfchen und damit auch der Druck auf mich, doch endlich Beete anzulegen. Von einem Kunden meines Wohnmobil-Selbstausbau-Buchs, der sich im Hauptberuf als Kartoffelbauer zu erkennen gibt, hatten wir Wochen zuvor Saatgut für fünf verschiedene Kartoffelsorten erworben. Auch die fordern nun wild austreibend ein neues Beet-Bett.
Der Mangold platzt schon aus allen Töpfen.
Eigentlich habe ich ganz andere Jobs auf dem Schirm und will möglichst schnell mit der Hütte fertig werden und einziehen. Aber jeder, der verheiratet ist und „diesen gewissen Druck“ kennt, weiß wovon ich rede. Da hilft kein Argumentieren und Lamentieren, wenn die Chefin der Meinung ist, dass Beete jetzt wichtiger seien, dann ist das einfach so.
Der Zufall kommt ihr schließlich zu Hilfe. Denn der Kumpel eines Kumpels ist Gärtner, hat gerade zwei große Stechpalmen für einen Kunden ausgebuddelt auf seinem Anhänger stehen und der Kunde will sie nicht mehr. Weil sie so schnell wie möglich in die Erde müssen, kann ich sie für kleines Geld erwerben.
Zufallsfund: Zwei große Stechpalmen für kleines Geld erworben.
Damit lege ich unbewusst den Startschuss für vier lange Wochen Gartenarbeit. Denn um die Bäumchen möglichst schnell in die Erde zu bekommen, muss ein Minibagger her. Innerhalb eines Tages organisiere ich einen Minibagger, Erde wird angeliefert, Lärchenschwarten vom Sägewerk und Stempel vom Baumarkt, so dass am nächsten Tag die Wühlerei beginnen kann.
Mit den Stempeln und den Lärchenschwarten befestige ich den Hang nach hinten, …
… bereite die Pflanzlöcher vor, fülle Erde auf …
… und hebe die beiden Stechpalmen mit dem Minibagger in ihre neue Heimat neben unserer Einfahrt.
Und wo der Bagger schon mal da ist, ist das die richtige Gelegenheit, nicht nur Edith’s heiß ersehnte Beete anzulegen, sondern gleich das halbe Grundstück einmal auf den Kopf zu stellen. Erfreulicherweise macht mir Bagger fahren richtig Spaß, was man auf den nachfolgenden Bildern wohl irgendwie sehen kann.
Edith's Beete entstehen.
Die ersten Pflänzchen sind schon in die Wildniss entlassen.
Noch mehr Erde für noch mehr Beete.
Dabei wird auch gleich das Grundstück eingeebnet und terrassiert.
Die Gummiketten des Baggers sind völlig hinüber. Eine ist vom Zahnrad gerutscht.
Schorsch – ein Kumpel vom Baggerverleiher – tauscht sie eben mal aus. In einer Stunde ist alles erledigt.
Gut dass ich dabei gut aufgepasst habe. Denn zwei Tage später rutscht die andere Kette vom Zahnrad. Jetzt weiß ich, wie man sie löst, aufzieht und so spannt, dass sie nicht mehr abrutschen kann.
Blöd nur, dass das Gelände steil und der Bagger schmal ist. Gott sei Dank ist weder mir noch dem Bagger etwas passiert.
Und weiter geht’s – aber mit noch mehr Vorsicht!
Mit unserem Toyota Land Cruiser und dem langen Bergeseil steht der Bagger innerhalb von fünf Minuten wieder auf den Ketten.
Und so bekommt Edith noch mehr Beete.
Auch die Wege werden neu angelegt, mit frischer Erde eingeebnet, …
Gras angesät ...
… und festgewalzt.
Der Lohn der Mühe ist wenige Wochen später zu sehen:
Es knospt, sprießt und blüht überall.
Und die erste Ernte lässt nicht lange auf sich warten.
Mangold, Rettich und Radieschen.
Und Edith ist ob des wilden Wuchses völlig aus dem (Vogel-)Häuschen.
Ich bin ganz schön stolz auf meine Süße. Denn es ist ihre erste Erfahrung mit dem eigenen Garten.
Die hat sie richtig ernst genommen, hat über den Winter stapelweise Bücher verzehrt und sich in die vielfältigen Aspekte eines Naturgartens eingelesen. Wie es scheint, hat sich die Mühe gelohnt. Und Edith hat eine Riesenfreude mit ihrem Garten.
Nach all der beschwerlichen Arbeit, entspannen wir auf unserer provisorischen Paletten-Terrasse, …
… genießen die lauen Sommerabende und das knisternde Lagerfeuer weckt Erinnerungen an die vielen Lagerfeuer irgendwo in der Wüste, am Strand in irgendeinem fernen Land ...
Im nächsten Blog geht es mit unserer Hütte weiter. Dann erläutere ich die Installation unseres Kaminofens. Denn auf das Knistern wollen wir auch im Winter nicht verzichten.