Aufgrund der Tatsache, dass wir im Wohnbereich die Decken offen gelassen haben, sind die ESB-plus-Platten, die die aussteifende Scheibe an der Decke bilden, sichtbar. Die Stöße und Schraublöcher sind zwar verspachtelt und könnten nun überstrichen werden, aber es ist davon auszugehen, dass sich in der Farbe Risse bilden, weil das Holz arbeitet und sich minimal bewegt.
Deshalb raten uns die Farb-Profis bei Kreidezeit dazu, auch hier, so wie im Schlafzimmer und Büro, die Decke mit Vlies zu tapezieren. Wir gehen sogar noch einen Schritt weiter und versehen auch die Wände mit Vlies, denn die Erfahrung aus dem Schlafzimmer hat gezeigt, dass es durchaus passieren kann, dass die Spachtelmasse durch das Vlies durchscheint, wenn nicht ganzflächig verspachtelt wurde.
Da wir die Spachtelungen noch nicht vollständig verschliffen haben, kommt mir die tolle Aufgabe zu, dieses im Vorfeld zu tun. Dazu habe ich mir von Luxtools einen Wand- und Deckenschleifer gekauft, der sich durchaus bezahlt macht. Er erleichtert vor allem das großflächige Arbeiten und beschleunigt den Prozess deutlich – bei gleichzeitiger Minimierung von Schleifstaub.
Ich dachte, ich sei schon mit dem Verspachteln fertig. Aber bei der „Fingerprobe“ zeigen sich immer wieder Löcher, die gespachtelt werden müssen oder erhabene Stellen, die es abzuschleifen gilt.
Am Ende geht fast noch mal ein ganzer Eimer Feinspachtelmasse von Knauf drauf.
Auch die Wände müssen verschliffen und teilweise nachgespachtelt werden. So zieht sich das Ganze kaugummiartig in die Länge und ich bin heilfroh, als das Schleifkapitel endlich abgeschlossen ist.
Nach dem Schleifen gilt es dann noch die Ecken und Kanten mit Acryl auszuspritzen. Auch dabei geht fast ein ganzer Karton Acryl drauf. Acryl deshalb, weil es überstreichbar ist.
Endlich geht es mit Tapezieren los. Hier rühre ich den Tapetenkleister an.
Als erstes streichen Edith und ich die Wand und Decke dick mit Tapetenkleister ein, so dass sich der Untergrund mit Tapetenkleister vollsaugen kann und nicht zu schnell trocknet.
Zu Beginn bilde ich mir ein, das Vlies vom Boden bis zur Decke in einem Stück zu verarbeiten. Nach den Erfahrungen mit den ersten beiden Bahnen gehen wir dazu über, erst mal nur die Decke zu tapezieren und die Wände in einem gesonderten Arbeitsgang anzusetzen. Das ist immer noch herausfordernd genug, aber wie man sieht haben wir auch unseren Spaß dabei.
Edith schneidet die Bahnen zu und streicht sie ein …
… ich klebe sie an und streiche sie mit der Tapezierbürste fest.
So hangeln wir uns durch den gesamten Raum …
… bis der schließlich in (fast) strahlendem Vlies-Weiß erstrahlt.
So kommen wir ungewollt noch zu einer Simulation, wie der Raum wirken würde, wenn wir ihn weiß streichen würden. Doch uns ist von vorneherein klar, dass Weiß für uns nicht infrage kommt. Denn bei unzureichender Beleuchtung wirkt weiß wie eine Abstufung von grau – und wer will schon in einer grauen Bude leben?
Die Südwestwand unseres Raums in der Panoramaansicht.
Die Nordostwand unseres Wohnraums in der Panoramaansicht.
Endlich kommt Farbe ins Spiel!
Aus dem Kreidezeit Farbfächer entscheiden wir uns für den Farbton Umbra-Rotbraun, den wir in drei verschiedenen Mischungen verarbeiten wollen. An der Decke soll es Farbton D mit 0,75 g Pigment pro Kilogramm Roll- und Streichputz werden. Für die Mittelwand ist der Farbton C mit 4 g Pigment pro Kilogramm Farbe vorgesehen und an den Giebelwänden der Farbton B mit 17,5 g Pigment pro Kilogramm Farbe. Durch die kräftigere Tönung rücken die Giebelwände optisch etwas mehr zusammen und der langgestreckte Raum wirkt damit etwas kürzer. Das Podest im Wohnzimmer unterbricht ebenfalls den langgestreckten Charakter des Raums und lockert ihn etwas auf.
Die drei Farbtöne setzen sich im Prinzip nur aus dem weißen Roll- und Streichputz und einer unterschiedlichen Zugabe von Pigment zusammen.
Und schon geht es los. Mit dem Quirl mische ich den ersten Farbton D an.
Dabei darf man sich nicht von der nassen Farbe im Eimer oder an der Wand irritieren lassen. Denn im nassen Zustand wirkt die Farbe deutlich dunkler, als im getrockneten Zustand. Ein Probeanstrich einschließlich Trocknung auf einem Karton oder einer Holzplatte hilft, sich in Sachen Farbton sicher zu werden.
Edith arbeitet von unten nach oben ...
... ich in der umgekehrten Richtung.
Ganzkörper-Maleranzüge sind seit einem Jahr dank Corona völlig vergriffen ☹ … man sieht’s.
Nach dem ersten Durchgang ist uns die Decke noch zu hell, so dass wir den Pigmentanteil von 0,75 g pro Kilogramm auf 2 g erhöhen. Das ist das Schöne am Arbeiten mit den Pigmenten, weil man die Farbe sehr gut je nach Gusto einstellen kann. Hier im Bild sieht man im Hintergrund noch die hellere Farbe an der Decke, während im Vordergrund schon der dunklere Ton angetrocknet ist.
Aufgrund der Tatsache, dass wir drei verschiedene Farbtöne verarbeiten, heißt das immer, die jeweils anderen Flächenränder abzukleben. Nach der Decke folgt die Mittelwand und dann kommen die beiden Giebelwände. Auch bei Letzteren ist uns der Farbton noch etwas zu flach und so nehmen wir unseren Mut zusammen und einigen uns auf Farbton A mit 50 g Pigment pro Kilogramm Putz. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen.
Und so wirkt der Raum bei Tageslicht mit den drei unterschiedlichen Farbtönen an Decke und Wänden.
Hier sind bereits die Fliesen an der Küchenwand, deren Verklebung ich im nächsten Blogbeitrag beschreibe.