Bei Türen und Türzargen kann man viel Geld versenken. Auf der Suche nach passenden Türen für unser Haus sind wir über nicht wenige Türen und Zargen gestolpert, die zusammen 500 und mehr Euro pro Tür/Zarge gekostet hätten. Wir haben zwar nur fünf Zimmertüren im Haus, aber trotzdem war uns das zu viel Geld. Außerdem haben wir dabei nicht das gefunden, was wir gesucht haben. Denn die Türen sollten zu unseren geplanten Altholz-Applikationen im Wohnraum passen, aber auch zu unserem Holzboden und zum eher rustikalen Charakter unserer Natursteinwand. Außerdem sollen die Türen möglichst aus Holz sein, wenn möglich aus Vollholz.
Da wir keine bezahlbare Türen finden, die all das in sich vereinen, schwenken wir zu Plan B um und kaufen bei Obi die günstigsten Vollholztüren und Zargen, die wir finden können.
Neben der Tür zu Technikraum, Gästebad und Büro wird zukünftig eine 70 Jahre Küchenkommode von meiner Uroma stehen. Deshalb denken wir zunächst darüber nach, die Türen in einem Shabby-Chic-Look erst dunkel und dann in einem gebrochenen Weiß mit Farben von Kreidezeit zu streichen und dann an Ecken und Kanten das Weiß wieder abzuschleifen.
Türen-Tuning mit Nadelholzvergrauer von Natural.
Edith macht spaßeshalber einen Test auf der Innenseite einer Türzarge mit dem Nadelholzvergrauer, von Natural, von dem wir noch einen Rest vom Streichen des Holzes für den Dachüberstand übrig haben.
Das gefällt uns so gut, dass wir uns entschließen, alle Türen und Zargen mit Nadelholzvergrauer zu streichen. Die Türen bekommen eine Altholzoptik, die gut zu unserem Fußboden und den geplanten Altholzapplikationen passt. Allerdings macht Edith im Gegensatz zum Dachüberstand hier nur einen Anstrich und verzichtet auch auf die Lasur. Denn mit ihr würde der Farbton noch deutlich dunkler ausfallen.
Hier nehmen wir das Ergebnis schon mal vorweg. So sehen unsere Türen und Türzargen im eingebauten Zustand aus.
Mit dem einmaligen Anstrich kommt die Maserung der Tür wunderbar zu Geltung und die Farbe passt gut zu unserem Holzboden und zu den Altholzapplikationen, die wir im Wohnraum direkt neben den Türen verbauen werden. Klar ist das Geschmackssache und sicherlich nicht jedermanns Stil. Aber das kann ja auch jeder so handhaben, wie er es gerne hätte.
Etwas Bauchweh habe ich vor dem Einbau der Türrahmen. Dabei kann nach Aussage von Freunden einiges schief gehen, beispielsweise wenn der Zargenschaum zu sehr drückt und den Türrahmen verformt. Nach diversen Empfehlungen kaufe ich mir das Türfutter-Montageset PRO von Wolfcraft.
Das Set besteht aus zwei Türfutter-Montagestreben und zwei Zargenspannern mit Justierspindel und kostet um die 100 Euro. Obwohl der Einsatz auf der Verpackung und der beiliegenden Montageanleitung gut erklärt ist, schaue ich mir auch noch ein paar Videos dazu auf Youtube an. Und schon geht’s mit Durchblick und voll motiviert ans Werk.
Und so gehe ich vor:
1. Jeder Türrahmen besteht aus sechs Teilen. Zunächst lege ich die drei breiten Teile aus.
2. Ich verbinde sie noch ohne Holzleim mit den beigefügten Klammern, um zu prüfen, ob sie auch gut zusammenpassen – was bei allen fünf Rahmen der Fall ist.
3. Dann löse ich die Verbindung noch einmal, streiche die Kontaktflächen mit Holzleim ein und verbinde die Teile wieder mit den Klammern.
4. Durch Verdrehen der schwarzen Exzenter werden die Rahmenteile miteinander verspannt.
5. Um den Türrahmen exakt parallel auszurichten kommt nun die erste Türfutter-Montagestrebe zum Einsatz. Die setze ich direkt unter dem Türstock an und nehme so das Maß ab. Danach wird die Türfutter-Montagestrebe ganz unten am Türrahmen angesetzt, wodurch der Türrahmen absolut parallel ausgerichtet ist.
6. Danach verschraube ich den Rahmen oben mit den beigefügten Schrauben und lasse ihn erst mal solange ruhen, bis der Holzleim durchgetrocknet ist.
7. Als nächsten Schritt stelle ich die zweite Türfutter-Montagestrebe auf das Türstockmaß oben ein und versetze sie in die Mitte des Türrahmens auf die Höhe des Türschlosses. Nun kann der Türrahmen bewegt und in den Türausschnitt eingesetzt werden.
8. Dabei stelle ich leider fest, dass er noch etwas zu lang ist. Ich habe ja mittlerweile den Boden eingebaut und um das entsprechende Maß ist der Türrahmen zu kürzen. Erfreulicherweise kommt gerade unser Nachbar und Freund Wolfgang vorbei, der mir beim Handling des Türrahmens auf der Kappsäge wertvolle Dienste leistet.
9. Auf das passende Maß gekürzt, passt der Türrahmen nun auch in den Ausschnitt.
10. Mit der Wasserwaage wird der Türrahmen ausgerichtet und mit den beiden Zargenspannern, die ebenfalls zum Lieferumfang des Türfutter-Montageset PRO von Wolfcraft gehören, im Ausschnitt fixiert.
11. Vor dem Ausschäumen sollte man den sichtbaren Teil des Türrahmens mit Malerkrepp abkleben. Ebenso sollte man den Boden und ggf. auch die Wände in unmittelbarer Umgebung vor austretendem Schaum schützen. Zargenschaum kräftig schütteln, Sprühkopf aufschrauben …
12. … und mit auf dem Kopf stehender Dose NUR PUNKTUELL in unmittelbarer Umgebung der Montagestreben ausschäumen. Das genügt, um die Türzarge bombenfest zu fixieren. Würde man auch zwischen den Montagestreben ausschäumen, besteht die Gefahr, dass der Schaum den Türrahmen etwas zusammendrückt und damit die Tür nicht mehr passt. Am besten, man schließt danach die Tür, um dem Rahmen damit noch mehr Steifigkeit zu geben.
13. Hier ist gut zu erkennen, dass ich nur dort punktuell ausgeschäumt habe, wo der Rahmen vom Sturz oder von den Montagestreben fixiert wird.
14. Nachdem der Schaum ausgetrocknet ist, kann er mit einem Cuttermesser ganz einfach abgeschnitten werden.
15. Nun kann das Gegenstück des Türrahmens in die dafür vorgesehene Nut eingesetzt werden. Eigentlich sollte auch der Gegenrahmen mit Klammern zusammengebaut, verspannt und verleimt werden. Ich verzichte allerdings darauf und klopfe lediglich die drei Einzelteile in die Nuten. Die halten, als wären sie verschraubt. Aber so habe ich die Option, die Türrahmen auch mal wieder zerstörungsfrei ausbauen zu können, falls das erforderlich sein sollte.
16. Zum Schluss montiere ich noch die Türgriffe. Auch die kommen von Obi und sind mit knapp 9 Euro deutlich günstiger als sie aussehen. Dabei gehe ich nach Montageanleitung vor und komme damit gut klar. Die einzelnen Schritte sehen wie folgt aus:
17. Dazu wird das Türschloss in die Tür und der Türgriff in das Schloss eingeschoben. Die dem Türgriff beiliegende Papierschablone wird beim Vierkant des Türgriffs ausgeschnitten …
18. ... auf den Vierkant geschoben, mit der Wasserwaage gerade ausgerichtet und mit Klebeband fixiert.
19. Damit hat man die Markierungen für die Bohrlöcher, durch die das Türschloss mit der Tür verschraubt wird.
20. Bohren der Schraublöcher. Dazu kann man das Türschloss herausnehmen oder zur besseren Führung des Bohrers in der Tür belassen.
21. Die Löcher sind gebohrt.
22. Vor dem Einhängen der Tür müssen die Türscharniere auf ein einheitliches Maß justiert …
... und mit dem Inbusschlüssel festgeschraubt werden.
Und so sehen jetzt unsere auf Altholz „getunten“ Kiefer-Vollholztüren von Obi aus.
Resümee: Einmal mehr ist ein Gewerk entmystifiziert, vor dem ich ursprünglich Respekt hatte. Dabei hat mir das Türfutter-Montageset PRO von Wolfcraft wirklich wertvolle Dienste geleistet. Damit fällt das umständliche Verkeilen des Türrahmens nach allen Seiten weg. Man kann die Tür gut im Wandausschnitt vermitteln, horizontal und vertikal ausrichten und einschäumen. Eine Arbeit, die wirklich Spaß macht, wenngleich man schon dazusagen muss, dass wir mit Streichen, Zusammenbau der Türzarge, Einbau der Zarge und des Türschlosses summa summarum circa einen Tag pro Tür benötigt haben.
Im nächsten Blog-Beitrag geht es um das Tapezieren und Streichen von Decke und Wänden in unserem kombinierten Koch-Ess-Wohn-Bereich.