Veröffentlicht: 06.11.2020

Blog #41: Verlegen des Holzbodens Teil 1

Im Bodenbelag für ein Haus stecken viele Potenziale: Atmosphäre-Potenziale, Raumklima-Potenziale, vor allem aber auch Kosteneinsparungs-Potenziale. Denn in kaum einem anderen Bereich ist die Spreizung der Kosten so breit, wie hier. Billige oder günstige Bodenbeläge beginnen unter € 10,- pro Quadratmeter. Dafür gibt es Laminatböden, Fliesen, PVC-, Teppich- und sogar OSB-Platten-Holzböden, mit denen man selbst nach der Multiplikation mit der Quadratmeterzahl (bei uns 88) deutlich unter € 1.000,- für den Bodenbelag für ein ganzes Hauses bleiben kann. Geht man ein bisschen weiter nach oben in der Preisrange, dann bekommt man in der Kategorie bis ca. € 25,- pro Quadratmeter auch schon die ersten Echtholzböden, Linoleumböden, Vinylböden mit wirklich tollen Designs sowie Fliesen und Steinzeugböden. Nach oben scheint es keine Grenze zu geben. Altholz-Massivdielenböden können auch schon mal € 200,- pro Quadratmeter übersteigen.


Für uns ist der Bodenbelag so etwas wie eine heilige Kuh. Kaum eine andere Fläche im Haus ist so präsent, wie der Boden. Kaum eine andere Fläche hat eine so starke Wirkung auf die Raumatmosphäre. Und im Gegensatz zu den Wänden wirkt der Boden nicht nur visuell, sondern auch haptisch, weil man darauf geht. Da wir das möglichst oft und lange im Jahr barfuß zu tun gedenken, kommt für uns nur ein einziges Material in Frage: Holz.


Holz ist natürlich, fühlt sich auch dann relativ warm an, wenn die Fußbodenheizung nicht läuft und es versprüht wie kein anderes Material eine heimelige, gemütliche Atmosphäre. Dazu kann es – je nach Design – äußerst edel und exklusiv wirken, oder eben urig und rustikal. Da wir versuchen, in unserem Haus ein möglichst natürliches, gesundes Raumklima zu schaffen, dafür einen diffusionsoffenen Wand- und Dachaufbau gewählt haben, den Lithotherm Naturstein-Trockenestrich verlegt und natürliche Wandfarben chemischen vorgezogen haben, ist der Holzboden eine weitere logische Konsequenz für unser Gebäudekonzept. Hinzu kommt, dass auch ein Holzboden sehr gut in Eigenregie verlegt werden kann, was wiederum Kosten spart.
Bei der Art des Holzbodens orientieren wir uns zunächst einmal am unteren Preisende. Unser Architekt Hans-Peter Meyer hat selbst geschliffene OSB-Platten als Fußbodenbelag in seinem Haus verlegt. Das ist günstig, hat optisch durchaus seinen Reiz und ist aufgrund der Plattengrößen leicht und schnell zu verlegen. Fußbodengeeignete, geschliffene OSB 3-Platten in einer Stärke von mindestens 12 bis 15 mm gibt es ab ca. € 10,- pro Quadratmeter.

OSB-Platten als Bodenbelag ist eine Option, die wir aber bald wieder verwerfen.

Wir haben auf der Baustelle OSB-Platten verlegt, um die Lithotherm-Steine und die Heizungsrohre zu schützen. So cool sie auch aussehen mögen – wir haben uns mittlerweile daran sattgesehen. 

Im Zuge des Deckenausbaus sind wir allerdings mit Informationen konfrontiert worden, dass OSB-Platten durchaus nicht unbedingt das Gelbe vom Ei sind, wenn man auf gesundes Raumklima Wert legt. Deshalb haben wir uns bei den Deckenplatten für ESB-plus-Platten von Elka entschieden. Wir möchten gerne eine natürliche Holzoberfläche haben und auch die Optik und Haptik eines Holzdielenbodens und nicht die sehr unruhig wirkende OSB-Optik. Deshalb lassen wir den OSB-Plan wieder fallen, wohlwissentlich, dass wir für einen Echtholzboden wohl wesentlich tiefer in die Tasche werden greifen müssen. Das nehmen wir aber billigend in Kauf, wenn wir dafür ein gesünderes Raumklima, eine ansprechendere Optik und auch eine bessere Raumatmosphäre erzielen. Auch wenn der Dielenboden unseren selbst gesteckten Rahmen von € 100.000,- für das Gebäude sprengen sollte. Schließlich sind die Mehrkosten leicht ausweisbar und jeder Bauherr kann selbst entscheiden, ob er die Einsparungspotenziale des Bodenbelags nutzen will oder nicht. 

Auf der Suche nach Anbietern von Echtholzböden schauen wir uns diverse Unternehmen und deren Böden an. Zunächst erst mal im Internet, denn wenn man wie wir in der Einöde lebt, dann ist jeder Shopbesuch mit Fahrzeiten und Kosten verbunden. Dabei hat uns vor allem die Website der Parkett-Agentur in Leutasch, Tirol, „geflashed“. Hier scheint es alles zu geben was ein Herz für Holz begehrt. Vom günstigen Parkettboden ab ca. € 25,- pro Quadratmeter bis hin zum Altholz-Massivdielenboden aus gebürsteter, gekalkter, angeräucherter und wahrscheinlich noch rechtsgedrehter, bei Vollmond am Gründonnerstag geschlägerter ;-) Eiche für über € 250,- pro Quadratmeter. 

Zunächst wählt man die bevorzugte Holzart aus zwölf verschiedenen Hölzern von A wie Ahorn bis Z wie Zirbe aus. Die werden bildlich dargestellt, so dass man sie farblich grob einsortieren kann. 

Danach stehen zehn verschiedene Formate zur Auswahl, von der Landhausdiele über die Schlossdiele bis hin zum Fischgrät-Muster. 

Als nächstes darf man sich über die Struktur des Holzes entscheiden: ob gebürstet oder gehobelt, gesägt, geschliffen oder wellengehobelt – um nur einige zu nennen. 

Weitere Auswahlmöglichkeiten gibt es bei der Oberflächenbearbeitung der Hölzer, beim Aufbau und bei der Sortierung. Da wird einem erst mal schwindlig. 

Schön ist, dass man zu jedem Kriterium auch gleich ein Bild bekommt, so dass man eine Idee davon bekommt, wie das Holz aussieht. Und noch besser, dass unter jedem Bild ein Quadratmeterpreis steht. So kann man verhindern, dass man sein Herz an eine „Parkettprinzessin“ verliert, die einen in den Ruin treibt. 

Das ursprüngliche Bild, in das der Wunsch-Bodenbelag einkopiert wird.

Wenn man Glück hat, dann steht über dem präferierten Boden ein Banner mit dem Text: „Jetzt im eigenen Raum ansehen“. Dazu muss man ein Bild vom Raum hochladen, in dem man den Boden zu verlegen gedenkt. Das habe ich mal gemacht und dabei ein Bild hergenommen, auf dem noch der Lithotherm Trockenestrich und die Heizungsrohre zu sehen sind.

Das Online-Tool der Parkett-Agentur zur Visualisierung verschiedener Böden in seinen eigenen Räumen.

Wenige Sekunden später „liegt“ der ausgewählte Boden im Raum. Wow, das hilft wirklich, sich ein Bild vom Wunschboden in seinen Räumen zu machen. Leider nur virtuell. Wenn die Verlegung doch nur auch so schnell ginge … 

Dabei hilft auch die Funktion „Oberfläche drehen“. Denn auf dem oben gezeigten Bild wird der Boden so dargestellt, wie wir ihn zu verlegen gedachten. Ich wollte ihn in der gleichen Laufrichtung verlegen, in der später auch die Holzdielen des Terrassenbodens verlegt werden sollen. Allerdings hat uns das nachfolgende Bild dann doch überzeugt, den Boden nicht quer zum Raum, sondern längs zu verlegen.

Im Online-Visualisierungs-Tool kann man auch die Laufrichtung des Bodens ändern.

Die Haupt-Laufrichtung wird entlang des Raums sein, und dabei würden die vielen Querlinien bei einer Querverlegung wie optische Barrieren wirken. Längs verlegt wirkt der Raum harmonischer. 

Visualisierungsbeispiel mit einem helleren Holz.

Hier noch ein Beispiel, wie der Raum mit einem anderen, helleren Holz wirken würde. 

Mit derlei Spielereien kommt man seinem Wunschboden und der gewünschten Optik im Raum relativ nahe und kann sich sehr gut eine Vorstellung von der Wirkung des Raums machen. Wir waren jedenfalls ziemlich beeindruckt und haben nach einigen Telefonaten mit der Parkett-Agentur eine Fahrt von Kärnten nach Deutschland dazu genutzt, bei der Parkett-Agentur in Leutasch vorbeizuschauen. Dort kann man sich die Böden verschiedener Hersteller live anschauen, ein Muster mitnehmen und zuhause weiter überlegen. 

 

Parkettmuster von Wildbrett Naturboden.

Inhaber Christian Neuner und sein Team haben uns dabei super beraten und so haben wir uns schließlich für die Landhausdiele aus gebürsteter, angeräucherter, gekalkter und geölter Eiche von Wildbrett Naturboden entschieden. 

Dreischichtiger Aufbau unseres Parkettbodens.

Die Nut-und-Feder-Bretter sind 15 mm stark, 16 cm breit, dreischichtig aufgebaut, haben eine 4 mm starke Nutzschicht, einen Kern und einen Gegenzug und sind gut für eine Fußbodenheizungen geeignet. Mit € 81,90 pro Quadratmeter ist der Parkettboden zwar eine Ecke teurer, als das, was wir auszugeben bereit waren. Aber wie heißt es so schön? „Man gönnt sich ja sonst nichts!“ Bei einer so langfristigen und im wahrsten Sinne des Wortes grundlegenden Investition haben wir uns den Boden als unseren „persönlichen Luxus“ gegönnt. 

So, und nun will ich gleich zur Tat schreiten und Euch zeigen, wie ich den Boden verlegt habe. Dabei habe ich mich auf die kompetente Beratung der Fachberater von der Parkett-Agentur verlassen, die uns zunächst raten, den Boden mit dem Untergrund zu verkleben. Allerdings hätte das vorausgesetzt, dass wir den gesamten Boden hätten vollflächig spachteln müssen. Das wollte ich nun wirklich nicht. Deshalb entscheiden wir uns, den Boden schwimmend zu verlegen. Nageln oder schrauben wäre zwar auch möglich gewesen, weil die Holzprofilleisten zwischen den Lithotherm-Natursteinen diese Möglichkeit bieten, doch dazu hätte der Boden dicker als 15 mm sein müssen. Dann wäre er allerdings noch teurer geworden und die Wärmeleitfähigkeit von der Fußbodenheizung zum Raum hätte sich verschlechtert. 

An den Holzprofilleisten des Lithotherm Trockenestrich-Systems hätte man einen Holzboden verschrauben können.

Lithotherm Trockenestrich mit Holzprofilleisten verlegt. Hier könnte ein Holzfußboden befestigt werden. 

Die Fachberater empfehlen uns, die einzelnen Dielen mit Holzleim in den Fugen miteinander zu verkleben, aber schwimmend, also ohne Befestigung mit dem Untergrund zu verlegen.

Wie bei jedem Holzboden sollte unter dem Boden noch eine Trennlage aus PE- oder PVC-Folie verlegt werden, um den Boden von unten gegen Feuchtigkeit zu schützen. Zwar haben wir auf der Bodenplatte eine Aluminiumfolie gegen aufsteigende Feuchtigkeit verlegt und luftdicht verklebt, allerdings könnte die Feuchtigkeit auch direkt aus der Zwischenschicht des Trockenestrichs kommen, nämlich dann, wenn man mit der Fußbodenheizung nicht nur heizt, sondern im Sommer auch kühlt. Unterschreitet man dabei den Taupunkt, was bei einer hohen Luftfeuchtigkeit relativ schnell erreicht werden kann, dann könnte sich Kondensat an den Heizungsrohren bilden und in den Holzboden eindringen. 

Dampfsperrende Trittschalldämmung als Unterlage für den Parkettboden.

Die Parkett-Agentur empfiehlt hier eine dampfsperrende Trittschalldämmung bestehend aus einer Aluminiumfolie, die mit einer 2 mm dicken Schaumstoff-Lage beschichtet ist. Die einzelnen Bahnen der Aluminium-Trittschalldämmung werden miteinander verklebt und so der Boden nach unten gegen Feuchtigkeit abgeschirmt. Den geringen Wärmeverlust durch die Aluminiumfolie und die Schaumkaschierung nimmt man dabei wohl oder übel billigend in Kauf. 

Verlegung der dampfsperrenden Trittschalldämmung.

Die Rollenware wird mit der Aluminiumschicht nach unten auf dem Boden ausgerollt und am Rand abgeschnitten. Sie ist mit einem Klebestreifen versehen, so dass die Bahnen miteinander verklebt werden können. 

Verlegen der ersten Bodendiele mit 10-15 mm Abstand zur Wand.

Darauf wird die erste Bodendiele mit einem Abstand von 10 bis 15 mm von der Wand mit der Nut zur Wand hin verlegt. Der Abstand zur Wand, zu den Heizungsrohren, Türstöcken und ähnlichem ist wichtig, damit sich der Boden bewegen kann, falls er sich aufgrund von Temperatur- oder Luftfeuchtigkeits-Schwankungen ausdehnt oder zusammenzieht. Der Abstand wird durch Holz- oder Kunststoffkeile hergestellt. Aufgrund der Bodensteckdosen habe ich die ersten Dielen über den Steckdosen ausschneiden müssen. 

Die Bodensteckdosen werden durch einen Edelstahlrahmen mit Deckel und Bürstendichtung abgedeckt.

In den jeweiligen Ausschnitt wird dann ein Rahmen aus Edelstahl mit Deckel und Bürstendichtung eingesetzt, durch den die Kabel nach außen geführt werden. 

Die Dielen sollten farblich gut durchgemischt werden.

Damit die Dielen farblich gut durchmischt werden können, sollte man einige Pakete der Dielen auspacken und an der Wand aufreihen, so dass helle und dunkle Dielen abwechselnd verlegt werden. Der Versatz der Dielen sollte mindestens 40 Zentimetern betragen. Was auf einer Seite an Abschnitt abfällt, wird auf der anderen Seite als Anfang für die nächste Dielenreihe gelegt.

Zusammenklopfen der Dielen mit Zugeisen und Schlagholz.

Dabei zuerst die Stirnseiten der Dielen mit dem Zugeisen zusammenklopfen, bevor die Längsseiten mit dem Schlagholz miteinander verbunden werden. Dabei ist darauf zu achten, dass das Schlagholz satt aufliegt und dass die Holzkante nicht beschädigt wird. 

Austretende Leimreste sollten sofort mit einem feuchten Papiertuch abgewischt werden.

Wo der Holzleim aus dem Spalt hervortritt, sollte dieser gleich mit einem angefeuchteten Papiertuch entfernt werden. Papiertücher gleich wegwerfen, um zu vermeiden, dass beim nächsten Wischen der Leim auf der Holzoberfläche verteilt wird. 

Fertiger Boden.

Und so sieht der fertige Boden in unserem zukünftigen Schlafzimmer aus. Es fehlen nur noch die Randleisten. 

Die Randleisten fehlen noch.

Es fehlen nur noch die Randleisten.


Im nächsten Blogbeitrag gehe ich auf die End- und Übergangsleisten von einem Raum zum anderen ein und auf das Installieren der Randleisten. 

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