Veröffentlicht: 01.01.2020

Blog #12: Kostenbetrachtung für die Haushülle - mit Aha-Effekt

Nach der Errichtung möchte ich gerne auch auf die Kosten der Hülle unseres Hauses eingehen, weil ich sicher bin, dass viele Leute verblüfft sein werden, wie günstig so ein Holz-Rohbau sein kann. Wenn ich Leuten das Errichtungsvideo zeige und sie schätzen lasse, was die Hülle unseres Hauses wohl gekostet hat (ohne Bodenplatte!), dann liegen die Schätzungen in der Regel zwischen 50.000 bis 75.000 Euro.

Um die Kosten für das Haus beurteilen zu können, schauen wir uns zunächst einmal an, wie die Hülle entstanden ist. Dazu haben wir Jochen Schlude, Chef von Holzbau Schlude im schwäbischen Meßstetten just zu dem Zeitpunkt besucht, als die Wände für unser Haus produziert wurden. Dies ist vor allem im Hinblick auf den Selbstbau der Hülle interessant, denn der maximalambitionierte Häuslebauer könnte ja die Hülle seines Hauses selbst errichten und damit noch mehr Geld sparen.


Besprechung der Konstruktion unseres Hauses

Zunächst sind wir mal mit Jochen und seinem CAD-Planer Oswin Löffler zusammen gesessen und haben uns die Konstruktionszeichnungen für unser Haus erläutern lassen.

Erläuterung des Produktionsprozesses eines Holzhauses

Danach zeigt uns Jochen seine Produktionshalle und erläutert den Prozess, in dessen Verlauf ein solches Holzhaus entsteht. In der vollautomatischen Abbundanlage werden die Daten aus der CAD-Planung übernommen und die einzelnen Hölzer zugeschnitten. 

Holzabbundanlage bei Holzbau Schlude in Meßstetten

Falls erforderlich werden die Hölzer ausgefräst oder auf Gehrung geschnitten, vorgebohrt und entsprechend des Plans nummeriert, so dass sie später für den Zusammenbau der Wände exakt zugeordnet werden können.

CAD-Planung

Anhand des CAD-Plans orientieren sich die Zimmerer, wo welche Wand hin kommt. 

Zuschnitt der OSB-Platten

Matthias, der später auch die Errichtung unseres Hauses leitet, schneidet gerade die OSB-Platten zu, mit denen die Rahmen einseitig beplankt werden.

Fertigung der Innenwände

Auf einem riesigen, absolut planen Montagetisch, werden die einzelnen Hölzer zu Rahmen verschraubt. Hier entstehen gerade die Innenwände für unser Haus. 

Fertigung der Innenwände

Genauso wie die Außenwände werden auch die Innenwände einseitig mit OSB-Platten beplankt. 

Druckluftnagler

Die OSB-Platten werden mit dem Druckluftnagler auf die Holzrahmen geschossen.

Holzhaus-Fertigung

Jochen erklärt uns, dass der Bau der Wände unseres Hauses einschließlich der Innenwände ca. zwei Tage dauert. Da hätten wir auf der Baustelle sicher ein vielfaches an Zeit verkaspert. Und ob das Ergebnis ähnlich hochwertig geworden wäre darf bezweifelt werden. 

Ein Haus fertig zu Anlieferung auf der Baustelle

So werden dann die fertigen Wände auf die Baustelle geliefert.

Und nun zur Kostenbetrachtung: Die Hülle unseres Hauses hat ohne Fracht gerade mal € 22.921,- gekostet einschließlich "Märchensteuer".

Darin enthalten sind die Kosten für das Holz, die CAD-Planung für das Gebäude, der Abbund auf der CNC-Anlage, der Zusammenbau der Wände und die Errichtung des Holz-Rohbaus einschließlich des Dachstuhls auf unserem Grundstück. Einen guten Tausender muss man noch hinzurechnen für die Miete eines Kranwagens, der die Wände an die richtigen Stellen hebt.

Die Transportkosten habe ich hier bewusst außenvor gelassen, weil der Transport vom schwäbischen Meßstetten nach Kärnten normalerweise keinen Sinn macht. In der Regel wird sich ein Bauherr an einen Zimmerer in seiner Umgebung wenden und kann damit die Transportkosten auf wenige hundert Euro reduzieren. Mir war es aber wichtig, dass Jochen unser Haus baut. Denn er hat enorm viel Erfahrung und Fachwissen im Bereich Bauphysik speziell für Holzbauten. Er wird mir für die Erstellung meines geplanten Buches noch viele hilfreiche Tipps geben können. 

Für uns relativieren sich die Transportkosten, weil das Angebot von Jochen - ohne einen Freundschaftspreis zu machen - trotz des langen Anfahrtswegs immer noch deutlich günstiger war als Vergleichsangebote, die ich mir in Kärnten einholte. Und das, obwohl es in Österreich mehr als genug Holz gibt und Zimmereien auch nicht gerade dünn gesät sind.

Betrachtet man die Gesamtkosten für die Haushülle, dann kann man – wie fast immer bei solchen Betrachtungen – davon ausgehen, dass sich Materialkosten und Manpowerkosten in etwa die Waage halten. Damit entfallen von den rund € 23.000,- die Hälfte auf das Bauholz und die andere Hälfte auf die Planungs-, Bau- und Errichtungsleistung. 

Und damit kommen wir zu den Einsparpotenzialen, die sich einem Selbstbauer bieten. Die liegen bei maximal 50% der Kosten für die Hülle, nämlich den Manpowerkosten. Dabei benötigt man eine CAD-Planung und den Abbund der Hölzer, womit ein Teil der Manpowerkosten nur schwerlich eingespart werden können. Bleiben also nur noch die Kosten für das Zusammenbauen der Wände und für das Errichten der Hülle, die man durch Eigenleistung einsparen könnte. Dieses Einsparungspotenzial dürfte bei maximal € 7.000,- bis € 8.000,- liegen.

Demgegenüber steht der Aufwand für den Bau der Wände und für die Errichtung des Gebäudes und die Tatsache, dass es keinerlei Gewährleistung gibt. Falls eine Finanzierung für das Bauprojekt erforderlich ist, wird der Finanzierer in der Regel darauf bestehen, dass der Rohbau von einer Fachfirma errichtet wird. Und wer den Selbstbau der Hülle plant, sollte im Vorfeld mit seiner Versicherung klären, ob die auch dann den Versicherungsschutz des Gebäudes übernimmt, wenn bei der Errichtung keine Fachfirma involviert war. 

Aufgrund unserer Finanzierungssituation war von Anfang an klar, dass wir die Hülle errichten lassen (müssen). Aber selbst wenn dies nicht der Fall gewesen wäre, hätte ich schon aus Gewährleistungsgründen die Errichtung des Gebäudes nicht in Eigenregie machen wollen. Denn gemessen an der abgenommenen Arbeit und Verantwortung ist das Einsparungspotenzial doch relativ gering. 

Vor allem aber ist für weniger als € 25.000,- ein solider Grundstock gelegt, auf dem man nun aufbauen kann. Es ist quasi ein Rahmen geschaffen, der jetzt mit einem Bild zu füllen ist. Und das ist allemal besser, als im luftleeren Raum mit einem Mikado für Große zu beginnen. Schließlich gibt es bei den noch folgenden Aufgaben genug Arbeit und Herausforderungen, denen man sich stellen kann und muss.

 

Hausbauvideo
Zeitraffer-Video von der Errichtung unseres Hauses
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